Am Tag und in der Nacht

Wohl dem, der gegen Ende des Arbeitsjahres noch einige Tage Urlaub hat, die abgebaut werden wollen … So füge ich mich also in meine Schicksal und versuche zu entschleunigen. Am Morgen gelingt es mir zwar nicht so einfach, etwas länger im Bett zu bleiben, wenn der Rest der Familie sich dem Alltag beugt. Aber nach einigen Tagen funktioniert das dann doch. 

Nach dem nassen Sonntagslauf muss natürlichen Tag Pause sein. Aber da da die Sonne tatsächlich zwischen den Wolken hervor spitzt, muss zumindest ein Spaziergang sein. Also GTX-Schuhe an die Füße und die Untiefen auf den Feldwegen der Kernscheider Höhe und im Tiergarten nachgespürt. Da gibt es nach dem vielen Regen tatsächlich stellen, an denen  der Weg nicht zu passieren ist und nur der Umweg über den Acker bleibt. Viel Wasser auch in den Bächen und Abflüssen, die normalerweise trocken sind.

Frost in der Nacht und eine sich durch den Nebel kämpfende Sonne auch am Dienstag. Nun gut, eine Runde über den Petrisberg schadet nicht. In Straßenlaufschuhen, also mehr auf befestigten Wegen und mit vielen Fotostopps. Ein Panoramalauf also, der aber mit Blick auf das Knie nach gut 9 Kilometern endet, denn ich habe mit Coach Christoph eine Verabredung für Mittwochabend getroffen. Die freien Tage ermöglichen schließlich, dass ich mich ohne Hektik um 18.30 Uhr dem Lauftreff anschließen kann.

Es ist natürlich stockfinster, aber angesichts der frisch aufgeladenen Akkus meiner Super-Stirnleuchte reicht das Licht fast für die ganze Gruppe. Zumindest für die fünf Jungs, die etwas flotter unterwegs sind. Christoph, Dominik, Till und ein Gast, Christoph II, der auf der nicht ganz einfachen Runde bestens mithält. An den Kaiserthermen vorbei nach Kürenz, durch das Aveler Tal hoch bis zum Weidengraben und dann wieder über den Petrisberg bis zum Aussichtspunkt Sickingenstraße und durch die Weinberge zurück und hinunter nach Olewig. 15,4 Kilometer … Schwere Beine am Ende und natürlich ein nicht ganz schmerzfreies Knie. Aber daran werde ich mich wohl gewöhnen. Alles gut, solange der Schmerz nicht unter die Kniescheibe wandert. 

Heute keine schlimmeren Nachwehen. Gut so. Aber natürlich muss ich wieder raus. Nach einigen Besorgungen in der Stadt lockt am späten Vormittag der Felsenpfad. Erinnerungen an den Maronenspaziergang mit Anne und schöne Ausblicke, auch wenn es ziemlich diesig ist über der Stadt.  

Wie immer stört der Dauerlärm, der von den Straßen heraufdringt und mit seinem Geräuschteppich nicht zu den idyllischen Anblicken passt. Und wie immer kommen Gedanken an die junge Frau, die hier vor Jahren unbemerkt die Felsen hinabgestürzt ist und erst Jahre später gefunden wurde. Das, was noch von ihr übrig war …

Die Geländer an dem teilweise ausgesetzten Pfad sind jedenfalls nicht ohne Grund aufgebaut worden. 

Laufen werde ich wieder am Samstag. Bis dahin soll das Wetter auch frostig-schön bleiben. Mal sehen, wohin mich meine kleine Wanderung morgen führen wird …

16 Gedanken zu “Am Tag und in der Nacht

  1. Lieber Rainer, immer wieder schön, an den Gedanken anderer Läufer, deren Fotos und Berichte teilzunehmen, freue dich, dass du ein paar Tage für dich hast, entschleunige, genieße die freie Zeit – auch morgens, wenn der Rest der Familie das Haus verlässt, es kommt bald wieder anders ! 😎

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  2. Lieber Rainer,
    schöne Kurzberichte der einzelnen Tage deines Urlaubs! 🙂
    Man merkt, dass es voran geht und du schon wieder die eine oder andere Belastung einstreuen kannst! TOLL! – Zudem haste schöne Bilder mitgebracht, so dass der Reiz geweckt wird: „Man müsste doch mit anderen in ihren Revieren laufen können!“
    Wie gesagt: bleib dran, da liegen noch viele Laufeinheiten vor dir! 😆
    LG Manfred

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  3. Lieber Rainer,
    genieß die erholenden freien Tage zum Jahresausklang und bewege Dich weiter maßvoll. Ich freu mich hier wieder herrliche bildliche Eindrücke vorzufinden, wenn auch untermalt von schaurigen Geschichten…da schlägt der Reporter durch 😉
    Schöne Tage Dir und auch der Familie

    Salut

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    • Lieber Christian,

      da muss gar nicht der Reporter durchschlagen. Die Geschichte ist wirklich traurig und begleitet mich besonders, denn der erste Vermisstenanruf der Eltern hat mich bei einem Sonntagsdienst erreicht. Danach jahrelange Ungewissheit und der Verdacht auf eine kriminelle Tat. Bis bei einer Rodungsarbeit am Fuß der Felsen zur Gewissheit wurde, dass die junge Frau abgestürzt ist und sich ihr Körper zunächst auf halber Höhe in Büschen verfangen hat. Aber zumindest ist klar, dass sie dort schon tot war. Aber jetzt erzähle ich schon wieder eine Schauergeschichte … Nichts erfunden, auch wenn das Stoff für einen Roman böte.

      Liebe Grüße, natürlich auch an Sandra und die Kinder

      Rainer 😎

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  4. Lieber Rainer,
    die freien Tage schön genießen. Da kannst du ja relativ entspannt in die Weihnachtsfeiertage hineingehen 🙂
    Ich bewundere immer wieder, wie gut du die Schönheit unserer Umgebung mit der Kamera einfängst. Den Autolärm hört man auf deinen Bildern ja zum Glück nicht 😆
    Ich erinnere mich noch gut an die Zeit, wo man hier überall nach der vermissten jungen Frau gesucht hat. Wenn man zwei Töchter hat, dann fühlt man mit mit den Eltern. Schlimm, wenn man jahrelang nicht weiß, wo das Kind geblieben ist.
    Zum Glück hatten sie irgendwann Gewissheit. Und konnten abschließen damit.
    Zum Glück gibt es da jetzt Geländer.
    Liebe Grüße
    Helge

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    • Liebe Helge,

      das Geländer gab es auch schon vorher. Wer aber daran vorbei klettert, um auf den Felsvorsprung zu kommen, geht ein hohes Risiko ein. Mehr darf man dazu gar nicht schreiben …

      Wenn Dir meine Fotos gefallen, freue ich mich. Es gibt so viele schöne Motive, auf Schritt und Tritt …

      Liebe Grüße
      Rainer 😎

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  5. Lieber Rainer,

    darfst Du keinen alten Urlaub mit in das neue Jahr nehmen? Aber vielleicht kommen die Tage ja auch gerade zur rechten Zeit, gerade weil der Rest der Familie seinen gewohnten Alltag nachgeht.

    Du nutzt die freien Tage auf jeden Fall ausgiebig mit der nötigen Mischung aus Laufen und aktiver Schonung. Und endlich hattet auch Ihr mal den bitter notwendigen Regen. Liest sich in der Summe doch ganz gut 🙂

    Liebe Grüße
    Volker

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    • Lieber Volker,

      Urlaubstage ins nächste Jahr mitnehmen geht nur im Notfall und wird gar nicht gern gesehen. Ist aber nicht schlimm, ich sitze ja noch auf sechs freien Tagen von Sonntagsdiensten, die ich nicht mehr bis zum Jahresende abbauen kann. 😉

      Die Woche habe ich ganz gut genutzt, denke ich. Sonst wäre die nicht so schnell vergangen.

      Liebe Grüße
      Rainer 😎

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  6. Lieber Rainer,
    sich dem Schicksal zu beugen, wenn es ein paar freie Tage bedeutet, ist ja gerade mal noch zu ertragen! 😉
    Herrlich von deinen Ausflügen laufend und gehend zu lesen! Und sehr nett von dir, dass du die ganze Lauftreffgruppe mit deiner Anwesenheit „erleuchtest“! Hihi – was hast du denn da für einen Scheinwerfer, dass er für alle ausreicht? 🙂

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    • Liebe Doris,

      ich bin eine Leuchte, das weißt Du doch 😉 Nein, Spaß beiseite. Ich habe mir in freudiger Erwartung auf einen langen Nachtlauf mit einem guten Freunde vor zwei Jahren eine Led Lenser H7R.2 angeschafft. Die kann wirklich hell, bis zu 300 Lumen.

      Vielleicht wird das mit dem Nachtlauf ja auch irgendwann nochmal etwas. Aber für die kürzeren Abendläufe genügt sie auch.

      Liebe Grüße
      Rainer 😎

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  7. Lieber Rainer,
    ich liebe diese Nebelbilder!! 😍 Ob Laufend oder Spazieren gehend – Hauptsache die Natur genießen! 🙏
    Schön, dass Du wieder so viel unterwegs sein kannst – so kann man Urlaub zu Hause auf jeden Fall gut genießen und sogar vor Weihnachten ein wenig entschleunigen!
    Ich habe es in Strava ja schon gesehen – 15,4 Kilometer, das ist spitze und wenn es Dein Knie zulässt, einfach herrlich!! 👌
    Liebe Grüße Anna

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    • Liebe Anna,

      schöne Ausblicke gibt es zum Glück auch hier. Manchmal haben die gestaffelten Hügel im Dunst sogar einen Hauch von Alpen. 😉 Träumen darf man schließlich …

      Die Streckenlänge nimmt zu fast etwas zu schnell. Das ist eine Folge der Gruppenläufe, in denen man als Wiedereinsteiger nicht ganz selbstbestimmt ist. Aber bislang ist das zum Glück gut gegangen.

      Strava ist schon eine schöne Sache, um zu sehen, was die Freunde und Bekannten machen 😉

      Liebe Grüße
      Rainer 😎

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  8. Lieber Rainer,

    da kannst du die freien Tage ja bestens nutzen zum Laufen und Spazierengehen. Ach ja, der Felsenpfad … war ein wunderschöner Abschiedsspaziergang!
    Am meisten freut mich zu lesen, dass dein Knie so gut mitspielt. Das lässt wirklich hoffen, dass du im kommenden Jahr wieder auf richtig lange Kanten gehen kannst. Immer schön geduldig bleiben … aber das weißt du ja! 🙂

    Liebe Grüße
    Anne

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