Mission Schweizer Messer

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Manchmal entschwinden Dinge und Menschen wie im Nebel. Aber keine Sorge, wer meine sporadischen Lebenszeichen im FratzenBuch gesehen hat weiß, dass es mich noch gibt. Für meinen Blog war aber in den vergangenen drei Wochen nicht genügend Zeit und Muße. Die „Mission Schweizer Messer “ hat mich schließlich ganz gefordert.

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Der Begriff mit dem Messer kommt von einem Kollegen, der damit meine beruflichen Einsatzmöglichkeiten in der Redaktion beschrieben hat. Denn je nach Bedarf kann ich von der Nachrichtenführung über das Produktionsmanagement inklusive Teamführung über  das Recherchieren, Schreiben, Fotografieren und Videografieren für Print wie Online alles. Nur das ein oder andere Messer muss bei Gelegenheit ein wenig geschärft werden.

Die vergangenen drei Wochen waren also fast ausschließlich der Einführung eines neuen Redaktionssystems gewidmet. Nicht in unserem eigenen Haus, sondern vor allem bei unserer Schwester Lausitzer Rundschau in Cottbus.

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So ging es also in der zweiten Oktoberwoche für vier Tage einmal von Trier quer durch die Republik in die Stadt kurz vor der Grenze zu Polen. Ein Wiedersehen mit meinem Freund und Kollegen Oliver Haustein-Teßmer, der dort seit drei Jahren die Geschicke der Redaktion leitet. Aber auch das Kennenlernen neuer Kolleginnen und Kollegen war wie  immer spannend.

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Für Unternehmungen war nicht viel Zeit. Und da mich eine leichte Erkältung in den Osten begleitet hat, war auch kein Lauf möglich. Mehr als den knapp zwei Kilometer weiten Fußweg zwischen Hotel und Verlagsgebäude habe ich auch nicht gesehen. Aber das sollte sich zwei Wochen später ändern.

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Doch in der Woche vor dem nächsten, dann sechstägigen Tripp in die Lausitz gehörte meine Zeit – Sonntagsdienst und eng getakteter Montag ausgenommen, dem Redaktionssystem Interred, nun mit täglichem Pendeln zwischen Trier und Saarbrücken, wo das Programm-Update für unsere Redaktion zu testen war.

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Am Donnerstag immerhin habe ich die Laufsachen ins Saarland mitgenommen und nach dem Abarbeiten zahlreicher Testtickets das schöne Wetter genutzt, um noch eine Frühabendrunde an der Saar zu laufen.

14 schöne Kilometer. Der für den Kopf überlebenswichtige Lauf kam aber vermutlich doch etwas zu früh, denn die Erkältung machte sich danach wieder bemerkbar.

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So wurde der Flug am Sonntag nach Berlin tatsächlich zu einer Tortour. Vor allem der gefühlt sehr lange Landeanflug  hat meine Trommelfelle an die Belastungsgrenze gebracht. Wenn der körpereigene Druckausgleich zwischen Nase und Ohren nicht funktioniert, bereitet das in so einem Fall wirklich höllische Schmerzen und einen zeitweiligen fast vollständigen Gehörverlust … Tatsächlich hat es zwei Tage gedauert, bis sich alles wieder so anhörte, wie es sein sollte. Aber zumindest funktionierte diese stark verlangsamte Druckanpassung schmerzfrei.

Finsterwalde, das Städtchen mit der inzwischen wohl nagelneu asphaltierten Hauptstraße im Osten heißt tatsächlich so, war dann am ersten Tag dieser Arbeitswoche meine Station, in der ich Kollegen auch in dieser LR-Außenredaktion mental und mit praktischen Tipps im Umgang mit dem neuen Redaktionssystem unterstützen konnte. Apropos Station. Der Bahnsteig in Finsterwalde ist zwar neu. Das alte Bahnhofsgebäude, an dem noch mit Holzdübeln verschlossene Einschuss- oder Bombensplitterlöcher aus dem zweiten Weltkrieg zu bewundern sind,  ist aber zu. Das machte die fast einstündige Verspätung des Regionalzugs nach Cottbus an einem kalten Oktoberabend doch zu einer eher ungemütlichen Episode dieser insgesamt kurzweiligen Woche.

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Die restlichen Tage, dann im gut temperierten Verlagshaus mit wieder neuen Kolleginnen und Kollegen, sind dann wie im Fluge vergangen. Da die Redaktion im vierten Stockwerk arbeitet, kann von dort zumindest der herbstliche Sonnenuntergang bewundert werden. Ob die Leute hier aber dadurch immer den Überblick behalten, ist eine andere Frage.

Da mein Großvater seine Wurzeln in Cottbus hat und meine Eltern den Kontakt zu der Verwandtschaft hier nicht verloren haben, gab es auch wirklich schöne Wiedersehen. Denn vor 35 bis 40 Jahren war ich als Kind dreimal in der damaligen DDR zu Ferienbesuchen.

Ein kurzweiliger Abend bei Großtante Elfriede und Großonkel Dieter, danke dafür, mit vielen Erinnerungen, Erzählungen, Bilderschau und bester kulinarischer Verpflegung, wobei in der Region des Spreewaldes eingelegte Gurken in allen Varianten natürlich nicht fehlen dürfen. Das Junk-Food-Bild stammt allerdings von der Notverpflegung am Abend davor.

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Großcousine Diana betreibt mit ihrem Sohn eine sehr schöne Bio-Bäckerei. Danke für die nette Unterhaltung und das Care-Paket. Besonders die Dominosteine sind einfach der Hammer!

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Großcousine Silvia schließlich hat es in einer ausgedehnten Mittagspause auf sich genommen, mir bei Tageslicht zu zeigen, dass Cottbus aus mehr als dem Altmarkt und dessen Kneipen besteht.

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Tatsächlich gibt es sehr schöne Ecken in der Stadt, die sich vom Spremberger Turm, dem mittelalterlichen Eingangstor, prima überblicken lässt. Viel Klassizismus, viel Jugendstil, aber auch Plattenbauten in allen Variationen prägen das Stadtbild. Leider tun das auch  sehr breite Hauptstraßen und mächtige Kreuzungen, die zu dieser Jahreszeit spätestens um 20 Uhr menschenleer sind.

Aber in der zweiten Woche irritierte es mich nicht mehr, dass am Abend auf so einer riesigen Kreuzung zwar die Verkehrsampeln an sind, beim Blick in alle Himmelsrichtungen aber kein Fahrzeug zu sehen ist. So sei das eben hier, haben mir alle Einheimischen bestätigt, zumindest in den kühlen Jahreszeiten. Virtuell werden die Bürgersteige dann am Abend hochgeklappt.

Und wieder kein Lauf? Doch. Am Donnerstag habe ich es gewagt und die Laufschuhe geschnürt. Eine gute Entscheidung, denn das Wetter war einzig an diesem Tag so, wie es im Herbst sein sollte. Die 14 Kilometer inklusive Branitzer Park bedichte ich allerdings hier nicht, denn dieser Drei-Wochen-Beitrag ist eh schon so lang, dass vermutlich nur wenige bis hierher kommen.

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Was allerdings noch sein muss, ist das Thema Mietwagen. Nie im Leben würde ich ein Auto mit 350 PS für erstrebenswert halten. Um zum Normaltarif von Cottbus nach Berlin zu kommen, habe ich allerdings nichts dagegen, auch wenn ich bei 210 km/h nicht weiter beschleunigt habe … Ein Audi S5 Quattro ist ein Spielzeug für Reiche und Autonarren. Prima zu fahren, aber für den Alltagsgebrauch eher unpraktisch.

Das Upgrade des Flugzeugs von der Bombardier Propellermaschine zur deutlich schnelleren Boing 427 war allerdings am Freitagabend mit einer einstündigen Verspätung erkauft. Vielleicht war das ja auch den Vorbereitungen auf dem Tegel für die letzte Landung eines Air-Berlin-Jets geschuldet …

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Jedenfalls dauerte der Flug dann 50 statt 90 Minuten. Und der Druckausgleich in der Kabine war auch deutlich besser. Die befürchteten Ohrenschmerzen blieben jedenfalls aus.

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Der Samstagslauf heute früh mir Marc – der erste gemeinsame Lauf seit zwei Monaten – und Lucy war eine schöne Sache, um wieder richtig in Trier anzukommen. Ein wesentlicher Unterschied zu Cottbus ist mir dabei in die Gelder gefahren: Hier gibt es reichlich Höhenmeter.

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10 Gedanken zu “Mission Schweizer Messer

  1. Lieber Rainer,
    na da hattest du ja ganz schön zu tun :-). Auch als das Bahnhofsgebäude in Finsterwalde noch geöffnet war, wärmer war es drinnen auch nicht. Ich habe unzählige Stunden mit Warten dort verbracht ;-). Wenn du nochmal nach Finsterwalde musst, sag Bescheid, dann verrate ich dir das ( einzige ) Laufrevier dort. Und meine ehemalige Bogensporttrainerin arbeitet in der dortigen Redaktion :-).
    Dich hat es also auch erkältungstechisch erwischt. Ich mache gerade meine zweite Woche Laufpause :-(. Schicker Schlitten übrigens 🙂 🙂 :-), bei der Rumreiserei angemessen.
    Liebe Grüße
    Karina

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    • Liebe Karina,
      so klein ist die Welt. Finsterwalde … 😉 So schnell werde ich vermutlich nicht mehr dorthin kommen. Meine Mission Kollegenhilfe Cottbus ist erst einmal beendet. Im nächsten Jahr kommen dann möglicherweise Aachen und Düsseldorf an die Reihe, aber das ist ja nicht so weit.

      Wie heißt denn Deine Bogentrainerin? Vielleicht habe ich sie ja kennengelernt.

      Dir gute Besserung! Dass Du mir beim Uewersauerlauf wieder fit bist. Ich plane dort die 32er Runde. Wir sehen uns dann also 🙂 Vermutlich davor aber bereits beim Wurzelweg- oder Deuluxlauf. Brauchst Du wieder einen Pacemaker 😉

      Liebe Grüße
      Rainer 😎

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      • Hallo Rainer,
        Heike Lehmann heisst sie :-).
        Bis zum Trail bin ich wieder fit, bzw. extrem total augeruht…
        Beim Wurzelweglauf und Deuluxlauf muss ich dieses Jahr leider passen. Vielleicht stehe ich ja in Konz an der Strecke, mal sehen. Am Tag davor habe ich die letzte OP am Kiefer. Je nachdem, wie ich aussehe, werde ich mal vorbeischauen.
        Liebe Grüße
        Karina

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  2. Lieber Rainer,
    da warst du ja ständig auf Tour! Kann ja eine nette Abwechslung zum Alltagstrott sein, mit Schnupfen stelle ich mir das allerdings schon sehr anstrengend vor. (Hatte auch 2 Wochen Sportpause – ein bißchen spazieren in der milden Herbstsonne war alles, was bei mir drinnen war). 🙄
    Zu Cottbus fällt mir nur der Zungenbrecher mit den Cottbusser Postkutscher ein… sonst ist es ein weißer Fleck auf meiner persönlichen Deutschlandkarte. 🙂

    Schön, dass du wieder „da“ bist und gleich mit einem Samstagslauf willkommen geheißen wurdest! 😀

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    • Liebe Doris,
      der Cottbuser Postkuthscher putzt den Cottbuser Postkutschwagen 😉

      Ja, diesen Zungenbrecher kennen vermutlich ziemlich viele Leute. Die Stadt ist aber auch ziemlich weit weg. Und wer in dieses Richtung fährt, der bleibt und er Regel in Dresden, Leipzig oder Berlin hängen. Die Region ist dennoch interessant. Im Sommer mit den vielen Seen und dem Spreewald durchaus eine Reise wert. Aber eben sehr weit weg.

      Drei Wochen Abwechslung waren schon nicht schlecht. Jetzt wegen der Feiertage und einem Brückentag am Montag Freizeit angehängt. Dann geht die Routine wieder los, bevor im November das neue System bei uns in der Redaktion eingeführt wird.

      Die Zeit rennt, und ich werde jetzt wieder regelmäßiger laufen. 😉

      Ich hoffe, es geht Dir auch wieder gut!

      Liebe Grüße
      Rainer 😎

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  3. Lieber Rainer,

    dieser epische Post entschädigt für Deine lange Abwesenheit, die sich damit aber wirklich ausreichend erklärt.

    Bei dem fetten Audi muß ich an den Brandenburg-Song von Rainald Grebe denken:

    „In Brandenburg, in Brandenburg ist wieder jemand gegen einen Baum gegurkt. Was soll man auch machen mit 17, 18 in Brandenburg?“

    Gut, dass Du also schon etwas älter bist und somit nichts passiert ist 🙂

    Willkommen zurück und hoffentlich etwas streßfreiere Zeiten!

    Liebe Grüße
    Volker

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    • Lieber Volker,
      auch an dieser Stelle herzlichen Glückwunsch zum Geburstag. Da steht im kommenden Jahr ja etwas Rundes an 🙂

      Dieses Auto würde ich auch nur mit einem schlechten Gefühl einem unerfahrenen Fahrer überlassen. Aber den Brandenbrug-Song kannte ich bislang nicht.

      Ich muss am Mittwoch wieder arbeiten. Mal sehen, wie sich die „Routine“ dann anfühlt.

      Liebe Grüße
      Rainer 😎

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  4. Lieber Rainer,
    ich weiß nicht ob ich Dich beneiden oder bedauern soll. Dieser Reisestress ist ja nicht so meins, aber an fremden Orten – teilweise mit kompetenter Führung – die Umgebung zu entdecken, macht doch immer wieder ordentlich Spass. Allerdings hört sich Dein Bericht auch nach viel Arbeit an.
    Schön, Dich wieder in Trier und auf bekannten Pfaden laufen zu wissen. Erhol Dich gut und bleib gesund.

    Salut

    PS: Warum machen wir uns nichts aus solchen PS-Boliden? Für manch Anderen wäre das ein Traumwagen :mrgreen:

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    • Lieber Christian,
      bedauern musst Du mich nicht. Das habe ich so gewollt. Und es hat Spaß gemacht.

      Jetzt bleibe ich erst mal wieder in Trier und versuche gesund zu bleiben. Das sollte bei regelmäßiger Bewegung an der frischen Luft doch gelingen 😉

      Der PS-Bolide … tja, wir träumen von anderen Dingen 😉

      Liebe Grüße
      Rainer 😎

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