Weglaufen

… hilft in diesen Tagen nicht. Der verbrecherische Terror in Paris darf uns nicht lähmen. So überlege ich am Samstag nur kurz, ob es wirklich gut ist, in Langsur zu laufen. Vermutlich geht es vielen wie mir. Und vielleicht ist die Rekordbeteiligung von 2151 Finishern in Langsur auch das Ergebnis des Vorsatzes, dass wir uns von Terrorknechten des so genannten Islamischen Staates nicht einschüchtern lassen.

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Natürlich ist da immer noch das Entsetzen über die Taten, die Trauer über die Opfer und das Mitgefühl für deren Angehörige und Freunde. Aber es hilft, gemeinsam mit Freunden ein Zeichen der Normalität zu setzen.

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Die Antwort auf eine der drängendste Frage zum Deulux-Lauf gebe ich sofort. Die „Erlebnisduschen“ haben viel von ihrem Schrecken verloren. In den Duschzelten gibt es sogar Licht, das Wasser kommt warm und in ausreichender Menge aus den Duschköpfen. Aber auch das ist natürlich ein Gesprächsstoff in der Feuerwehrgerätehalle, die wie immer den Männern als Umkleide dient.

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Alle haben zehn Kilometer auf der welligen Strecke an der Sauer hinter sich gebracht, jeweils die Hälfte auf deutscher und luxemburgischer Seite. Alleine waren dabei nur die schnellsten Läufer unterwegs. Denn das Feld zog sich angesichts der Masse zwar schnell in die Länge. Gruppenbildung war aber jederzeit möglich. Und wer als flotter Läufer notgedrungen von weiter hinten starten musste, der konnte sich freuen, rekordverdächtig viele Mitstarter beim Überholen zu grüßen

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Rekordverdächtig war auch der Andrang bei der Startnummernausgabe in der Festhalle. Sogar der Start musste um 15 Minuten verschoben werden, damit alle es schafften, nach einer Schweigeminute mit Nummer auf die Strecke zu gehen. Auch für Dominik, Marc, Marcel und mich wurde es ein wenig knapp, obwohl wir sehr zeitig in Trier losgefahren waren. Dominik war nicht der Einzige, der sich in der Warteschlange umgezogen hat, für alle Fälle.

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Er hat sich dann auch ins vordere Starterfeld begeben, während wir anderen es gemütlicher angehen ließen, nachdem auch Christoph da war, der wegen einer abklingenden Erkältung kurzfristig nachgekommen war und sich nach dem Lauf auch sofort wieder auf den Weg nach Hause gemacht hat.

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Dass unser Lauftreffcoach trotzdem den Lauf ziemlich zügig angeht, überrascht mich ein wenig. Aber ich habe mir vorgenommen, ihn zu begleiten. Es stört mich auch nicht, denn ich profitiere von den vielen Tempodauerläufen für Frankfurt. In Langsur muss ich nicht einmal das gewohnte Tempo von 4:10 laufen.

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Als es Christoph auch nach vier Kilometern noch sehr gut geht, übernehme ich die Führungsarbeit und ziehe ihn auf eine 43er Zeit, mit der er sehr zufrieden ist.

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Bevor wir aber im Ziel sind, genießen wir die Musik an der Strecke …

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… erleben eine wie nie im Takt der Schrittfrequenz schwankende Hängebrücke bei Metzdorf und freuen uns, viele Bekannte auf der Strecke zu treffen.

 

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Zielsprint mit Christoph. Foto: Holger Teusch

Zwei Kilometer vor dem Ziel treffe ich auch Melanie wieder, meine flotte Begleiterin vom Wurzelweglauf. Ihre Aufforderung, ich möge sie doch pacen, muss ich zunächst mit dem Verweis auf meinen Begleiter ablehnen, der in einigen Metern Abstand folgt. Marc musste leider schon bei Kilometer fünf abreißen lassen. Aber Christoph hat noch Körner übrig. Und so ziehe ich tatsächlich für beide noch einmal das Tempo ein wenig an.

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Mein Freund hat sogar noch die Kraft für einen Endspurt, über den ich mich freue. Denn ich kann mithalten!

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Nach dem Duschen in hell erleuchteten Zelten ist der traditionelle Ausklang auf der Tribüne angesagt. Den obligatorischen Sekt, den die Liebe Grüße Langsur immer bei ihrer Veranstaltung spendiert, genießen wir natürlich. Das geht auch mit geschlossenen Augen. Dominik kann auch wieder freundlich schauen, obwohl er mit seiner 39er Zeit nicht zufrieden ist.

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Und dann verfolgen wir noch die vielen Siegerehrungen in allen Altersklassen bis M75. Es gibt Ziele, die es Wert sind, verfolgt zu werden!

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Bericht, Ergebnisse und mehr als 200 Fotos zum Lauf gibt es im Laufportal des Trierischen Volksfreunds. 

12 Gedanken zu “Weglaufen

  1. Lieber Rainer,

    nein, weglaufen können wir nicht, uns höchstens den Kopf freilaufen. Das ist euch hoffentlich gelungen, zumindest habt ihr gemeinsamen Laufspaß bei besten Bedingungen erlebt.

    Und dann auch noch Wellnessduschen statt After Race-Darkroom für die Herren der Schöpfung. Der DEULUX-Lauf ist echt nicht mehr das, was er mal war. In diesem speziellen Punkt ist das aber auch gut so und euch nur zu gönnen! 🙂

    Liebe Grüße,
    Anne

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    • Liebe Anne,

      die Veranstaltung war gut, um den Kopf freizubekommen. Die Verbesserungen bei den Duschen waren natürlich DAS Gesprächsthema in der Umkleide. Aber vermisst hat die Darkroom-Duschen wirklich niemand. 😉

      Liebe Grüße
      Rainer 😎

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  2. Lieber Rainer,

    keine Darkroom-Atmosphäre mehr im Duschzelt? Na dann hat der Lauf für mich an Reiz verloren! :mrgreen:

    Es ist die Absicht der Terrorschwachköpfe unser Leben zu beeinträchtigen, deshalb dürfen wir uns nicht verkriegen. Die gute Beteiligung am Lauf ist dafür ein gutes Zeichen gewesen!

    Liebe Grüße
    Volker

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  3. Lieber Rainer,

    hat sich auf jeden Fall gelohnt zu starten und sich nicht von den Ereignissen verunsichern zu lassen. Normalität ist wichtig um uns zu wehren!

    Salut

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  4. Dann sind das ja nunmehr leider eigentlich gar keine Erlebnisduschen mehr… auch irgendwie schade.
    Wahrscheinlich macht man es mit dem Terrorumgang wie man es macht sowieso verkehrt… läßt man sich nicht beeindrucken und macht einfach weiter, wie gehabt, dann kommt man wahrscheinlich teilnahms- und herzlos rüber gegenüber den Verletzten und Verstorbenen. Steckt man selbst zurück, hält man inne und ändert seine Pläne, ist es auch wieder verkehrt, weil der Terror dann genau das erreicht hat… eine Einschränkung, ein Eingreifen in unser Leben. Jede Entscheidung ist richtig und falsch zugleich. Alleine, dass wir uns darüber Gedanken machen, ist aber eigentlich schon wieder zuviel Aufmerksamkeit an das Böse.
    Liebe Grüße,
    Claudi

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    • Liebe Claudi,

      solche Gedanken beschäftigen mich natürlich auch. Aber im Grunde ist es mit Blick auf die Verbrecher eh egal. Die werden weitermachen und sich am Blut ihrer Opfer laben. Ekelhaft!!!!!

      Liebe Grüße
      Rainer

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