Es sollte ein langer, aber insgesamt eher entspannter Lauf werden. Aber dass ich mich am Ende so gefühlt habe wie meine Startnummer zum Maare-Mosel-Lauf aussieht, war nicht geplant.
Wie im vergangenen Jahr sind wir also nach Gillenfeld in der Vulkaneifel gefahren, wo das Ziel für den Maare-Mosel-Lauf liegt. Aber weil so ein Halbmarathon für die Marathon-Vorbereitung doch zu wenig ist, werden wir uns zunächst per Pedes zum Start begeben.
Dass der sich ziemlich genau 13 Kilometer entfernt in Daun befindet, stört nicht weiter. Auch nicht, dass die ehemalige Eisenbahntrasse auf gute acht Kilometern davon stetig mit 3 Prozent Steigung bergan führt. Temperaturen bei 26 Grad hatten wir allerdings bislang noch nicht. Vorsorglich habe ich deshalb meinen kleinen Trinkrucksack dabei. Aber wer denkt schon daran, dass ein wenig Essbares auch nicht schlecht sein würde, bei knapp 35 Kilometern Gesamtdistanz.
In Gillenfeld natürlich wieder großes Hallo mit vielen Bekannten. Auch Dirk Engel ist da, in äußerst charmanter Begleitung des Lauftreffs Schweich, wie ich finde. Nicht nur seine schnelle Partnerin Yvonne ist damit gemeint. Aber ich habe ja auch eine flotte Begleitung dabei. Meine Karin, die ich einfach mal zum Gesundlandlauf ohne Zeitnahme über sieben Kilometer angemeldet habe. Sie wird Spaß haben und am Ende im Ziel auf mich warten.
Mit Marcel mache ich mich also auf den Weg nach Daun. Dass wir uns nach 500 Metern sofort auf die falsche Abzweigung begeben, ist nicht weiter schlimm. Das bemerken wir noch rechtzeitig. Und ein Kilometer mehr, was macht das schon!
Die Versorgungsstationen für die Läufe in der Gegenrichtung sind noch nicht in Funktion. „Wir kommen wieder, keine Sorge.“ Solche Sprüche gehen mir noch leicht von den Lippen. Und so laufen wir in zügigem, aber nicht zu schnellem Tempo hinauf, passieren den Großen Mausohrtunnel, in dem es angenehm kühl ist,
Für das ein oder andere Foto ist Zeit. Auch von der Infotafel zu dem Viadukt, über das einst Dampfloks dampften. An diesem Tag sind es etwas mehr als 300 Läufer, die sich darüber auf dem Weg von Daun mit zwei Extraschleifen in Richtung Gillenfeld bewegen.
In Daun haben wir noch zehn Minuten Puffer, bis es in Gegenrichtung zurückgeht. Hier sollte ich ein wenig Energie tanken.
Aber es sind einfach zu viele Lauffreunde da, mit denen ein Schwätzchen gehalten werden muss. Und als drei Herren den Start wieder freigeben, rolle ich eben ohne eine entsprechende Stärkung wieder zurück.
In der Gesellschaft vieler Läufer ist das auch nicht weiter schlimm.
Dass ich mich dann bald fühlen werde, wie es das Foto aus dem Tunnel einigermaßen wiedergibt, ahne ich bis dahin nicht.
Nur, dass der Anstieg auf der Abzweigung in Richtung Schalkenmehrener Maar so sonderbar schwer fällt.
Diese Kilometer sind eigentlich die schönsten des Laufs. Aber so richtig spaßig ist es trotz des sensationellen Wetters nicht. Na gut, es ist einfach einen Tick zu warm. Daran ändert auch das immer häufigere Nuckeln am Trinkblasendödel nichts.
Der etwas ältere Herr in Gelb trägt auf dem Shirt die Aufschrift Mumie. Dafür ist er ganz schön fit – und lobt mich, als ich kurz innehalte, um ein umverwackeltes Foto vom Kratersee zu machen, der sich hier Schalkenmehrener Maar nennt.
Davor habe ich Marcel bereits signalisiert, dass ich Tempo herausnehmen werde und er sein Tempo laufen soll. Was er dann auch tut. Er wird zehn Minuten vor mir im Ziel sein. Der Maare-Mosel-Halbmarathon ist einfach seine Laufstrecke, das war schon vor einem Jahr so.
Schäfchen zählen wäre eine Alternative, aber dafür geht es dann doch zu flott zur Sache. Und da ich weiß, wo mein liebster Lauffotograf Holger Teusch wartet, muss zumindest einen kleiner Spaß für das Foto sein. Doof ist nur, dass es an dieser Stelle bergauf geht. Und wer schon mal gefühlt zehn Minuten mit Trinkschlauch im Mund bergauf gelaufen ist, kann nachvollziehen, wie atemlos ich nach dieser Aktion bin.
Es ist sozusagen der Startschuss für quälende letzte zehn Kilometer, die sich noch zwischen der derzeitigen Position und dem Ziel in den Weg stellen. Besonders fies ist dabei der lange Anstieg über die Felder, vor der ich – ganz Kavalier – noch eine Frau aus dem Ruhrpott warne.
Dann lasse ich sie ziehen und gehe ein paar Schritte, denn ich erinnere mich, dass doch noch ein Gel im Rucksack sein müsste. Das ziehe ich mir rein und warte, wieder anlaufend, auf die Wirkung. Na ja, vermutlich kommt die Stärkung wirklich zu spät. Zwar geht es gefühlt im Stand noch ganz gut hinauf – faszinierend, dass es trotzdem noch ein Tempo von unter 5:30 min/km ist. Aber beim Bergablauf über Wiesenwege und auf der Quertrasse durch Matsch – wo kommt der denn her? – verpufft die wiedergewonnene Energie wie eine Topfen Wasser auf einer heißen Herdplatte.
Nun gut. zwei Gehpausen noch auf den letzten vier Kilometern, ein Becher Cola an der letzten Verpflegungsstelle, und denn ist es endlich in Hör- und Reichweite, das Ziel. Selten war ich so platt, einfach total unterzuckert. Aber vielleicht lag es ja auch daran, dass ich vergassen hatte, vor dem Lauf ein wenig mehr auf Alphamännchen zu machen. Egal. Nach 15 Minuten und reichlich flüssiger Stärkung ging es wieder. Es war trotz der heftigen letzten dreiviertel Stunde eine wichtige Erfahrung: zu heiß, zu wenig gegessen. Ich bin gespant, wie oft mir das noch passiert …
P.S.: In der Zeitwertung bin ich mit 1:49 Minuten exakt auf Platz 100 von 306 Finishern angekommen. Dem Gefühl nach hätte ich Vorletzter sein müssen.
Jede Menge Fotos von Holger Teusch gibt es hier
Rainer, ich habe einige getroffen, denen es so ging wie dir. Einen Laufffreund, musste ich im Ziel (6 min. hinter mir, sonst ist er 3 min. schneller als ich ) mit einem Erdinger wiederbeleben.
Trotzdem Respekt vor deiner Leistung!
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Lieber Harald,
endlich komme ich dazu, Dir zu antworten.
Ja, es war ganz schön mörderisch. Normalerweise komme ich mit Hitze gut zurecht. Aber das war schon außerordentlich.
Du bist gut durchgekommen. Das freut mich!
Liebe Grüße
Rainer 😎
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Ach ja, lieber Rainer, solche und ähnliche Erfahrungen macht wohl jeder einmal, wie habe ich kürzlich geschrieben, nur die Praxis lehrt am besten, und aus Fehlern wird bekanntlich jeder klug, der nächste Lauf wird grandios, erstens, weil die Temperaturen sinken und zweitens, weil du gelernt hast – oder ?
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Liebe Margitta,
die Praxis lehrt, das stimmt. Aber ein wenig wundert es mich schon, dass ich wieder so gedankenlos war. Das liegt vermutlich daran, dass ich bei normalen Temperaturen sehr wenig Stärkung brauche.
Ich hoffe, dieser Fehler wiederholt sich nicht – weil ich gelernt habe.
Liebe Grüße
Rainer 😎
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Lieber Rainer,
gegen Flüssigkeits- und oder Nährstoffmangel hätte irgendwann auch die beste Alphamännchen-Pose nichts mehr genützt. Zum Glück ist dir ja kein größerer Schaden entstanden, es war „nur“ ein etwas verkorkster Lauf, bei dem du leider die schöne Strecke nicht genießen konntest. Passiert dir kein zweites Mal, denke ich. Auf jeden Fall solltest du dich dadurch nicht verunsichern lassen, was deine Ziele für den Herbst angeht.
Super, dass Karin dieses Mal mit dabei war. Am GesundLand-Lauf hatte ich ja auch schon teilgenommen, war sehr schön und sehr entspannt. Nächstes Jahr vielleicht wieder … aber ich hoffe eigentlich, dass es dann wieder für den Halbmarathon reicht. 🙂
Liebe Grüße,
Anne
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Liebe Anne,
keine Sorge, ich habe keine Zweifel, dass ich einen Marathon laufen kann. Aber auf so einen verkorksten Lauf kann ich eigentlich verzichten. Na ja, ich weiß ja, woran es lag. Und letztlich ist es auch mal eine wichtige Erfahrung, sich richtig quälen zu müssen … 😉
Karin hatte Spaß. Das hat auch mir Spaß gemacht. 🙂
Dir drücke ich die Daumen, dass es im kommenden Jahr wieder zu einem schönen Halbmarathon reicht.
Liebe Grüße
Rainer 😎
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Lieber Rainer,
war die mangelnde Verpflegung nicht schon in Düsseldorf Dein Problem? Dann hat Dir der Maare-Mosel-Lauf einfach nochmal die Augen geöffnet, es in Frankfurt richtig zu machen.
Ich bin in Frankfurt ja leider nicht vor Ort, sonst würde ich Dir unterwegs ein Stück Kuchen in die Hand drücken 😀
Aber Du machst das schon, Frankfurt ist flach und es wird nicht mehr so heiß sein!
Gute Erholung und liebe Grüße
Volker
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Lieber Volker,
so ist es. Aber da war ich mental total im Tunnel. Hier hätte ich vorher einfach ein wenig nachdenken sollen. Und eines unterscheidet die beiden Läufe: In Villenfeld habe ich acht Kilometer vor dem Ziel ein Gel genommen … 😉
So war es hoffentlich tatsächlich das nochmalige Lehrstück für Ende Oktober. Damit ich das überstehe, auch wenn Du nicht mit Kuchen an der Strecke stehst 😉
Liebe Grüße
Rainer 😎
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Lieber Rainer,
dann hatten wir ein ähnlich schlechtes Lauferlebnis am Wochenende. Der Maare-Mosel-Lauf ist ja wirklich ganz wunderbar, aber sicher bei den Temperaturen auch noch fordernder. Respekt, zum Start zu Fuß zu gehen!
Deine Platzierung ist aber doch wirklich prima, ich finde, kein Grund sich zu grämen!
Glückwunsch zum Finish, umso mehr, als Du ja zu kämpfen hattest.
Liebe Grüße
Elke
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Liebe Elke,
Du auch? Ich muss gleich mal in Deinen Blog schauen. Derzeit komme ich einfach nicht dazu, mich wirklich um dieses Form der Lektüre und des Schreibens zu widmen. 🙄
Keine Sorge, ich gräme mich nicht, schon gar nicht wegen der Platzierung. Wenn ich darauf Wert gelegt hätte, wäre ich zunächst den Halbmarathon voll gelaufen, und hätte dann vielleicht noch ein Stück angehängt.
Danke Dir!
Liebe Grüße
Rainer 😎
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Lieber Rainer,
ich habe gestern eine ähnliche Erfahrung gemacht: es war zu heiß und ich hatte zudem einfach zu wenig gegessen.
Da macht man schon einige Zeit Sport und trotzdem passierem einem noch solche Fehler. Solche Fehleinschätzungen.
Aber, du hast tapfer durchgehalten und darfst auch nur auf sehr hohem Niveau jammern bei solch einer Zeit 😀
Irgendwann muss ich diesen Lauf auch mal unter die Laufschuhe nehmen …
Liebe Grüße
Helge
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Liebe Helge,
Du auch? Nun ja, das beruhigt mich ein wenig, wenn ich nicht der Einzige bin, der solche Fehler macht. 😉
Den Lauf kann ich wirklich sehr empfehlen. Er ist anspruchsvoll und schön … wenn man sich nicht zu sehr quälen muss.
Liebe Grüße
Rainer 😎
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Lieber Rainer,
Respekt, bei den Bedingungen noch vorher einfach mal zum warm laufen 13+ Kilometer machen ist schon ganz schön ambitioniert. Ich hätte es wahrscheinlich anders herum gemacht 😉
Trotzdem toller Lauf und v.a. toller Bericht.
Salut
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Lieber Christian,
anders herum wäre es zu spät geworden. Der Start für den Wettlauf war erst um 18 Uhr.
Danke für das doppelte Lob. Wenn ich schon Jammere, dann soll es auf einem hohen Niveau sein 😉
Liebe Grüße
Rainer 😎
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Lieber Rainer,
irgendwie ist es ja beruhigend, dass solche Sachen auch einen routinierten Läufer wie Dir passieren. Ich kann mir sehr gut vorstellen, wie es Dir gegangen ist – man trifft gute Freunde, die Zeit vergeht und solange es einem gut geht, denkt man nicht daran… wenn man den Fehler dann spürt, ist es schon zu spät 😦 Dann die Hitze noch dazu…
Zumindest ist das Foto von Dir mit dem Trinkschlauch sehr cool geworden 🙂 aber der Preis dafür war wohl unnötig hoch.
Das passiert Dir in nächster Zeit bestimmt nicht wieder so schnell!
Ich wünsche Dir gute Erholung!!
Liebe Grüße Anna
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Liebe Anna,
Du hast das genau so beschrieben, wie es war. 🙂
Ich denke auch, in diesem Jahr passiert das nicht mehr.
Liebe Grüße
Rainer 😎
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Lieber Rainer,
hihi – ich sag nur: körpereigene Speicher mitnehmen, die stehen ständig zur Verfügung! 😉
Nein, im Ernst – da sind wohl einfach ein paar nicht so günstige Faktoren zusammen gekommen, die du (bis auf die Temperatur) aber alle in Zukunft vermeiden/beeinflussen kannst.
Also nicht vergessen: Siegerpose vorher, Energiespeicher auffüllen vorher/während und bei Bergaufstückchen atmen statt nuckeln! 😀
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Liebe Doris,
sehr witzig 🙂 Bei mir ist da leider nicht wirklich viel körpereigener Speicher … 😉
Dein Rezept für einen gelungen Lauf drucke ich mir aus und lerne es auswendig 😉
Liebe Grüße
Rainer 😎
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Lieber Rainer,
solche Läufe gibt es mal! Besser jetzt als in Frankfurt. Ich bewundere jeden, der bei der Hitze überhaupt so weit läuft. Unter den Bedingungen kann man schonmal abbauen. Gute Erholung!
Liebe Grüße
Bianca
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Liebe Bianca,
genau so ist es: Besser jetzt als in Frankfurt. Und dort wird es mit Sicherheit nicht zu warm sein. 😉
Danke Dir!
Liebe Grüße
Rainer 😎
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Liest sich trotz der Strapazen sehr gut
Alles richtig gemacht würde ich sagen 😉
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Hi Steve,
beim Schreiben konnte ich ja sitzen 😉
Du stehst auf Schmerzen? Gut zu wissen 😉 👿
Liebe Grüße
Rainer 😎
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