Dreierpack mit Bart

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Ein wenig verspätet kann ich berichten, dass der Mitternachtslauf in Kröv wieder eine sehr schöne Sache war. Am Pfingstsonntag war der Besuch der Landesgartenschau Landau angesagt, da blieb keine Zeit für den Computer, was auch mal nicht schlecht ist. Der Bericht zur LGS wird folgen, jetzt muss aber erst einmal einer der stimmungsvollsten Laufveranstaltungen an der Mosel bedichtet werden:

31. Krˆver Mitternachtslauf

Nach dem entspannten Morgenlauf sattle  ich also um 18 Uhr meine 110 Pferde und mache mich auf in Richtung Kröv. Eine Stunde Anfahrt ist schon ganz schön lang, aber dafür werde ich es voll ausreizen. Denn nach der Pflichtveranstaltung Firmenlauf am frühen Abend will ich auch noch eine Stunde vor Mitternacht beim Hauptlauf starten. Der ist offiziell zwar nur für Jungspunde bis 39 Jahre gedacht. Als älterer Herr darf ich aber außerhalb der Alterswertung teilnehmen.

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Die Nachmeldung für den 9400 Meter langen Mitternachtslauf ist schnell erledigt. Dirk hat bereits die Nummern für den Firmenlauf gesichert. Seine Partnerin Larisa ist auch wieder dabei. Und so ergeben wir gemeinsam mit Claudia und Sabine eine hübsches Quartett + Gast. Das Gruppenfoto ist allerdings erst nach dem Zieleinlauf möglich, weil Claudia wegen eines Staus bei der Anreise erst zwei Minuten vor dem Start ankommt, vollkommen durch den Wind und deshalb nicht so aufgeregt wie sonst.

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Vielleicht ist das sogar gut für sie, denn sie geht nach dem Startschuss ab, wie es die Post niemals konnte. Meinen Plan, mit ihr gemeinsam zu laufen, gebe ich deshalb nach einem Kilometer in irrsinnigem Tempo auf. Schließlich warten nach der ersten Hälfte der Runde durch den Ort zwei Rampen, die bezwungen werden wollen und ordentlich an die Puste gehen.

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Also nehme ich ein wenig Tempo raus und laufe zügig hoch und dann wieder durch die von stimmungsvolle Ortsmitte hinunter zur Mosel. Es wartet ja noch eine zweite Runde, auf der ich dann ordentlich Dampf machen kann, denke ich und wundere mich sehr, als mich ein netter Streckenposten unterhalb der Kröver Nacktarschhalle in den Zielkanal winkt. Hä?!!! Zu einem Schlussspurt ist es jetzt zu spät. TV – total verpeilt. 3800 Meter sind also 1,5 und nicht 2,5 Runden …

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Na gut, einige Körner gespart für den späten Lauf. Mit Claudia, die 30 Sekunden vor mir,  und Dirk, der 40 Sekunden nach mir (14:37; Pace 3:52) ins Ziel kommen, gewinnen wir trotz meiner Trotteligkeit die Firmenwertung locker. Claudia ist es die schnellste Frau in diesem kurzen Lauf, der gemeinsam mit der normalen Wertung als Jedermannlauf immerhin 260 Starter hat. Ich auf Platz 12 und in der M50-Klasse auf Platz 4. Aber das ist nicht wichtig. Hätte ich nicht so gepennt, wäre ich maximal zwei Plätze besser gewesen.

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Kaum ist das Siegerteamfoto gemacht und ein alkoholfreies Bier des Hauptsponsors verköstigt, schon steht Marc breit grinsend und im Outfit des SV Olewig neben uns. Als meine Teammitglieder hören, dass ich mit ihm noch den späten Lauf angehen werde, freuen sie sich. Vor allem deshalb, weil mir dadurch die Aufgabe zufällt, bis zu Siegerehrung zu bleiben. Und schon sind sie auf dem Heimweg.

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Dummerweise ist die Siegerehrung in der Nacktarschhalle just zu dem Zeitpunkt vorgesehen, wenn die Mitternachtsläufer sich eine halbe Dorfrunde weiter zum Start aufstellen. Wer sich über den sonderbaren Namen für diese Festhalle wundert, dem sei kurz erläutert, dass der Kröver Nacktarsch eine Weinlage ist, die werbewirksam in Szene gesetzt wird und die Blicke der verwunderten Touristen an diesem idyllischen Örtchen an der Mittelmosel an Hauswänden, einem Brunnen und manch anderer Form nahegebracht wird.

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So informiere ich also das Orgateam über meine Zeitprobleme. „Wir wollten die Siegerehrung eh mit den Hauptläufen machen“, lautet die Antwort. Auch gut, also Nachsitzen bis 2 Uhr …

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Da der Abend noch lang wird, muss erst einmal ein Döner in den Magen. Meinem Sohn, der den Lauf nutzt, um mit seiner 125er einen schönen Ausflug zu machen und Caddy für mich zu spielen, hatte ich einen solchen Imbiss versprochen.

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Lecker. Und spannend. Denn als wir schmausend an der Strecke sitzen und die Startvorbereitungen für den Lauf der Junggebliebenen  verfolgen, werde ich natürlich mehrfach von Bekannten angesprochen. Wenn ich dann berichte, dass ich erst 100 Minuten später mit den Jungspunden laufen werde … Ich glaube, nicht sehr viele würden sich trauen, davor noch so ein leckeres Fladenbrot mit Fleischfüllung zu genießen.

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Ein Attraktion sind übrigens die Insassen des Pacecars mit ihren angeklebten Bärten und Sonnenbrillen. Cool und oft fotografiert. Aber dann geht es schon los im Dämmerlicht, die meine kleine Kamera deutlich an die Grenzen bringt. Aber mit ein wenig Experiemtierfreude und Blitz gelingen doch einige Fotos.

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Ist schon interessant, als Betrachter auf die Läufer zu sehen, wie sie laufen, leichtfüßig und elegant, schnell und verkrampft, gerade, buckelig, lächelnd oder gequält. Im Ziel werden sie alle ihren Spaß haben bzw. wieder finden.

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Und dann ist es auch schon kurz vor 23 Uhr. Wir haben unsere Taschen in die Turnhalle gebracht und stehen im schwarzen Dress des SV Olewig bereit, um die dreieinhalb Runden bei Kerzenschein zu drehen. Tolle äußere Bedingungen. Noch immer viele Menschen an der Strecke. Der Döner liegt nicht schwer im Magen. An einigen Stellen ist es zwar so dunkel, dass ich als Brillenträger vorsichtig sein muss, damit ich keine Bürgersteigskante oder eine andere Unebenheit zu übersehe.

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Der Plan, gemeinsam mit Marc zu laufen, gelingt aber leider nur teilweise. Denn schon am ersten Anstieg verliere ich ihn, obwohl ich gefühlt nicht am Anschlag laufe. Am Ende der Gefällstrecke ist er wieder da, aber auf der zweiten Runde verliere ich ihn wieder. Und er kommt auch nicht mehr heran, obwohl ich Tempo rausnehme. Dann also die letzte Runde mit Power und … Zielsprint. Schließlich habe ich hier noch etwas nachzuholen.

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9400 Meter vergehen wie im Flug. 39:42 Minuten (Pace 4:13) sind angesichts von 96 Höhenmetern auf dieser Distanz nicht schlecht. Platz 20 in der Altersklasse M35 … das kann sich doch sehen lassen 😉 Marc ist nach 40:35 Minuten im Ziel. Auch eine gute Zeit.

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Ich entschuldige mich, dass ich ihm davon gelaufen bin. Er meint, am Berg sei heute nicht mehr drin gewesen. Beide freuen wir uns, dass es insgesamt doch gut gelaufen ist. Selten bin ich an einem Tag dreimal gelaufen, und davon zweimal flott. Aber es ging und hat Spaß gemacht.

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Das Mitternachtsfeuerwerk hören wir nur beim Duschen. Für mich heißt es dann noch ausharren bis zur Siegerehrung der Firmenwertung … die doch bereits um 23 Uhr stattgefunden hat, wie ich um 1:30 Uhr erfahre. Na gut, dann packe ich also den beiseite gestellten Wein und die Urkunden ein und mache mich auf den Weg durch die Nacht in Richtung Trier. Allerdings fesselt mich davor noch die Feuershow von Christian Dirr. Hey, Kompliment! Mein Nachbar hat es drauf!

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Das war also ein ganz besonderer Lauftag, der bis heute mit leichtem Muskelkater in den Wade nachwirkt. Aber so ist das bei schnellen Läufen auf Asphalt. Der offizielle Bericht vom Kröver  Mitternachtslauf und sehr viele professionelle Fotos von Holger Teusch gibt es übrigens auf dem Laufportal.

 

 

 

16 Gedanken zu “Dreierpack mit Bart

  1. Bei der Überschrift dachte ich: „Kein Wunder, wer so viel läuft wie der Rainer, kommt einfach nicht zum Rasieren!“ und war gespannt auf ein Selfie mit Vollbart – welche Enttäuschung! 🙄 Aber auch Erleichterung … ich glaube, so ein Gestrüpp in ZZ-Top-Stil würde dir nicht stehen. Und beim Laufen stelle ich mir einen wehenden Rauschebart auch nicht eben praktisch vor!

    Drei Läufe an einem Tag, davon einer hügelig und zwei schnell – kein Wunder, dass die Wade zu ein bisschen Regeneration mahnt. Da waren Spaziergänge auf der LGS bestimmt sehr wohltuend. Ich bin gespannt auf die Bilder, als Gartenfan ist die Schau ja eigentlich auch für mich Pflicht.

    Liebe Grüße,
    Anne

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    • Liebe Anne,

      mit so einem Rauschebart würde ich aussehen wie ein Gartenzwerg. Deshalb kommt so etwas gar nicht infrage 😉

      Die Gartenschau in Landau … na ja, die in Trier war schöner, aber ich verrate noch nicht zu viel. Illustrierte Besprechung folgt noch, wie versprochen.

      Liebe Grüße
      Rainer 😎

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  2. Lieber Rainer,

    was für ein Tag – drei Läufe wie Anne schon geschrieben hat – ein hügeligen und zwei flotte… da kann man leicht etwas verwirrt werden und sich verzählen 😉

    Danke für den schönen Bericht und herzlichen Glückwunsch!! 🙂 Deine Waden haben sich jetzt auf jeden Fall etwas Erholung verdient!

    Liebe Grüße Anna

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    • Liebe Anna,

      jaja, das mit dem Zählen von Runden … Ich weiß schon … Ist nicht mein Ding. Aber was soll’s 😉

      Ist wieder etwas ausführlich geworden, aber wenn Du durchgehalten hast, freut es mich.

      Liebe Grüße
      Rainer 😎

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  3. Lieber Rainer,
    wow, bei so vielen Läufen schwirrt mir ja der Kopf! 😉

    Herzliche Gratulation zu deinen beiden Schnellen! Die Veranstaltung scheint ja richtig Spass gemacht zu haben.
    Aber – gib’s doch zu: der Mitternachtslauf war doch dazu da, dass du noch mal in M35 gewertet wurdest! 😀

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    • Liebe Doris,

      der Mitternachtslauf ist tatsächlich eine empfehlenswerte Veranstaltung an der schönen Mosel.

      M35 … jetzt hast Du mich ertappt … 😉 Nein, darum ging es mir wirklich nicht. Obwohl, die Urkunde sollte ich mir ausdrucken …

      Liebe Grüße
      Rainer 😎

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  4. Rainer in Höchstform
    es läuft
    und wie gewohnt nicht alleine
    sondern umgeben von vielen, vielen Läufern
    einige Gesichter kenne ich bestens
    da sie oft genug hier bei deinen Abenteuern sehe
    auch dein stets zufriedenes, sehr nahes Konterfei wieder präsent
    es würde mir sonst was fehlen
    möge es stets so weitergehen 😎

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  5. Lieber Rainer,
    ich hatte auch eher an Dein Konterfei mit Bart gedacht, als ich den Titel las und dabei die gleichen Gedanken wie Anne. Ich war gespannt auf den Bart, der schonmal Zeit zum wachsen hat, wenn man so mit Laufen beschäftigt ist wie Du. Na ja, das war dann wohl anders gemeint.
    Cool, was Du da an Läufen durchgezogen hast. Da wundert mich der leichte Muskelkater icht.
    Ich will ja nicht in alten Wunden rühren, aber das mit den Runden hatten wir doch schon irgendwann, oder? 😉
    Liebe Grüße
    Bianca

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    • Liebe Bianca,

      um mir einen solchen Bart wachsen zu lassen, brächte ich Jahrzehnte. Keine Sorge, mehr als ein gepflegter Dreitagesbart wird es bei mir nicht mehr.

      Und das mit den Runden … na ja, ist wohl mein Karma 😉

      Liebe Grüße
      Rainer 😎

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    • An der Mosel ist der Humor zuweilen deftig. Also lass‘ Dich nicht zu sehr aus der Fassung bringen. Die schlagen keine kleinen Kinder. Zumindest die meisten tun es nicht. Da bindig mir ganz sicher. 😉

      Liebe Grüße
      Rainer 😎

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  6. Glückwunsch Rainer…super Leistung!

    Jetzt ist meine Erinnerung nicht immer die Beste, aber gab es hier nicht schon einmal einen Beitrag zum Thema „Differenzen beim Runden zählen“?

    So langsam müssen wir uns da was einfallen lassen 😉

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    • Lieber Steve,

      es ist schon interessant, wie häufig ich mir nun wieder Anspielungen auf den Silvesterlauf anhören muss. Dabei liegt hier die Sache ganz anders. Da habe ich einfach vorher nicht geschaut, wie viele Runden ich laufen muss. Verzählt habe ich mich nicht, was bei 1,5 ja auch nicht so schwer ist 😉

      Aber ich weiß ja, warum ich dieses Kreiseln nur bedingt mag …

      Liebe Grüße
      Rainer 😎

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  7. Ich sag nix zu den Runden, nein, ich sag nix. Tue ich nicht, niemals 😀

    Strammes Pensum hast Du da abgerissen, ein langer Tag.

    Tolle Ergebnisse, gerade auch in der Liga der Jungspunde , gratuliere.

    Erhole Dich gut!

    Liebe Grüße
    Volker

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    • Lieber Volker,

      ich kommentiere auch nichts zu den Runden, nein, ich kommentiere nicht. Tue ich nicht, niemals 😉

      Das war in der Tat ein ordentliches Programm für einen Tag. Aber es hat ohne Probleme funktioniert. Es ist ein gutes Gefühl, fit zu sein. Das hatte ich mir nach dem langen Marathontraining erhofft. 🙂

      Liebe Grüße
      Rainer 😎

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